Nan Goldin - Intime Porträts & öffentliches Engagement

Nan Goldin Künstlerin

Nan Goldin ist eine amerikanische Fotografin, deren schonungslos ehrliche Porträts die Dunkelheit und Verwundbarkeit des menschlichen Daseins einfangen. Ihre Bilder dokumentieren die Subkulturen, Drogenabhängigkeit und den Verlust, die sie selbst erlebt hat, und werden dabei zu einer visuellen Autobiographie. Mit ihrer bahnbrechenden Serie "The Ballad of Sexual Dependency" hat Goldin die Fotografie entscheidend geprägt und bis heute einen nachhaltigen Einfluss auf die zeitgenössische Kunst ausgeübt.

Kindheit von Nan Goldin und erste Schritte in die Fotografie

Nan Goldin wurde 1953 in Washington, D.C. geboren. Schon als Teenager in Boston begann sie, ihre Umgebung und ihr Umfeld mit der Kamera festzuhalten. Ein Lehrer, der Polaroidkameras an Schüler verteilte, weckte ihr Interesse an der Fotografie. Goldin, die in einer kulturell privilegierten jüdischen Familie aufwuchs, machte 1978 ihren Abschluss an der School of the Museum of Fine Arts in Boston.

Bereits 1973 hatte Goldin ihre erste Einzelausstellung bei Project, Inc. in Boston. In dieser Zeit begann sie, Hochglanzdrucke von Cibachrome zu verwenden und sich in der New-Wave-Szene der Innenstadt von New York zu engagieren. Hier zeigte sie erste Diashows ihrer Fotografien in Punk-Locations wie dem Mudd Club.

"The Ballad of Sexual Dependency" - Nan Goldins bahnbrechendes Hauptwerk

Der Durchbruch kam 1979 mit der Präsentation ihrer legendären Diashow "The Ballad of Sexual Dependency" in einem New Yorker Nachtclub. Dieses sich ständig weiterentwickelnde Multimedia-Projekt wurde zu Goldins Hauptwerk und sollte ihre Karriere entscheidend prägen.

"The Ballad of Sexual Dependency" bestand aus über 900 Fotografien, die von einem musikalischen Soundtrack begleitet wurden. Die intimen, schnappschussartigen Bilder dokumentierten Goldins Freunde und Liebhaber in Momenten der Verletzlichkeit - sei es Drogenkonsum, Sexualität oder zwischenmenschliche Beziehungen. Damit brach Goldin radikal mit den gängigen Konventionen der Fotografie und schuf ein bahnbrechendes Werk, das 1985 erstmals auf der Whitney Biennale gezeigt wurde.

Internationale Anerkennung und Ausstellungen von Nan Goldin

"The Ballad of Sexual Dependency" wurde in den folgenden Jahren auf zahlreichen Filmfestivals und Ausstellungen präsentiert, darunter 1985 in Edinburgh und 1986 in Berlin. Viele der porträtierten Personen starben schließlich Anfang der 1990er Jahre an den Folgen von AIDS.

Zu Goldins weiteren wichtigen Einzelausstellungen gehören eine Retrospektive im Whitney Museum of American Art (1996) sowie die Wanderausstellung "Le Feu Follet", die 2001 vom Centre Georges Pompidou in Paris organisiert wurde. Ihre Arbeiten wurden in renommierten Museen wie dem MoMA in New York, dem Tate Modern in London und dem Moderna Museet in Stockholm gezeigt.

Offene Darstellung von Verletzlichkeit und Krankheit

Neben ihrer bahnbrechenden Arbeit "The Ballad of Sexual Dependency" ist Nan Goldin für ihre sehr persönliche, offene und schonungslose Fotografie bekannt. Sie dokumentierte offen ihr eigenes Leben, einschließlich ihrer Krankenhauserfahrungen und Drogenabhängigkeit.

So wurde Goldin 1988 selbst in eine Reha-Klinik eingewiesen. Ihre Fotografien nahmen im Laufe der Zeit eine Entwicklung von Darstellungen jugendlicher Verlassenheit hin zu Szenen der Vaterschaft und Häuslichkeit. Auch leuchtende Landschaftsaufnahmen, die an die deutsche Romantik erinnern, gehören zu Goldins späterem Werk.

Engagement gegen die Opioidkrise

Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit engagiert sich Nan Goldin seit einigen Jahren als Aktivistin gegen die Opioidkrise in den USA. Auslöser war ihre eigene Medikamentenabhängigkeit, die sie nach einer Operation entwickelt hatte.

Ab 2018 initiierte Goldin in mehreren Museen Proteste gegen Spenden der Sackler-Familie, deren Pharmaunternehmen Purdue Pharma maßgeblich an der Opioidkrise beteiligt gewesen sein soll. 2022 entstand mit "All the Beauty and the Bloodshed" ein Dokumentarfilm, der Goldins Kampf gegen die Sacklers thematisiert.

Auszeichnungen und Preise

Nan Goldin hat im Laufe ihrer Karriere zahlreiche renommierte Auszeichnungen und Preise erhalten, die ihre Bedeutung als eine der einflussreichsten zeitgenössischen Fotografinnen unterstreichen:

  • 1986: Englehard Award des Institute of Contemporary Art in Boston
  • 1987: Photographic Book Prize of the Year von Les Rencontres d'Arles
  • 1989: Camera Austria Prize for Contemporary Photography
  • 1990: Mother Jones Documentary Photography Award
  • 1991: Louis Comfort Tiffany Foundation Award und Stipendium des National Endowment for the Arts
  • 2007: Hasselblad Award

Darüber hinaus wurde Goldin 2022 mit dem Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste in Berlin ausgezeichnet. Das deutsche Kunstmagazin Monopol führte sie in seinem Ranking der 100 einflussreichsten Künstler*innen der Welt sogar auf Platz 1.

Einfluss von Nan Goldin auf die zeitgenössische Kunst

Nan Goldins Werk hat die Fotografie nachhaltig geprägt und bis heute einen großen Einfluss auf die zeitgenössische Kunst ausgeübt. Ihre intimen, schonungslosen Porträts, die Tabus brechen und die Dunkelheit des menschlichen Daseins offenlegen, haben neue Maßstäbe gesetzt.

Insbesondere "The Ballad of Sexual Dependency" gilt als bahnbrechendes Werk, das die Fotografie als Medium entscheidend weiterentwickelt hat. Die Verbindung von Fotografie, Musik und Installation war damals hochinnovativ und hat bis heute Künstler*innen inspiriert. Goldins Fokus auf marginalisierte Gruppen und ihre Darstellung von Verletzlichkeit und Krankheit haben zudem wichtige Impulse für die Entwicklung der Gegenwartskunst gegeben.

Heute lebt und arbeitet Nan Goldin zwischen New York, Paris und London und setzt sich weiterhin für gesellschaftliche Themen ein. Ihre Fotografien zeugen von einem unerbittlichen Blick auf das menschliche Dasein in all seinen Facetten - von Licht und Schatten, von Schönheit und Zerstörung.

Fazit: Nan Goldins schonungslose Porträts als visuelle Autobiographie

Nan Goldin ist eine der einflussreichsten Fotografinnen unserer Zeit. Ihre Porträts von Freunden, Liebhabern und sich selbst sind schonungslos ehrlich und offenbaren die Abgründe des menschlichen Lebens. Dabei wird ihre Fotografie zu einer visuellen Autobiographie, die Tabus bricht und neue Maßstäbe setzt.

Mit Werken wie "The Ballad of Sexual Dependency" hat Goldin die Fotografie entscheidend geprägt und bis heute einen nachhaltigen Einfluss auf die zeitgenössische Kunst ausgeübt. Ihre intimen Einblicke in Subkulturen, Drogenabhängigkeit und Krankheit zeugen von einem unerbittlichen Blick auf das Menschsein in all seinen Facetten - von Licht und Schatten, von Schönheit und Zerstörung.

Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit engagiert sich Nan Goldin auch als Aktivistin gegen die Opioidkrise in den USA. Ihre Fotografien und ihr Aktivismus machen sie zu einer der bedeutendsten Stimmen der Gegenwartskunst, die mit ihrer Arbeit neue Wege in der Porträtfotografie beschritten hat.



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