Künstlerbeitrag: Mein Weg zur Malerei und was Malerei für mich bedeutet
Ein Text von Kerstin Jepsen
Zur Malerei führte mich eine Mischung aus Neugierde, Faszination und Herausforderung. Die Neugierde zu begreifen, wie ein dreidimensionaler Effekt in einer zweidimensionalen Umgebung entstehen kann. Es hat mich fasziniert, wie einfache Gegenstände mir förmlich aus dem Papier entgegengewachsen sind, wenn ich sie entsprechend gezeichnet habe. Da ich bis dahin nie künstlerisch „auffällig“ geworden bin, habe ich es als spannende Herausforderung empfunden, Zeichnen und Malen zu lernen. Das war vor zehn Jahren, im Jahre 2007.
Da ich mich nicht ausschließlich auf meine autodidaktischen Fähigkeiten verlassen wollte, begann ich Unterricht in der Malschule Zeche Königin Elisabeth – Zentrum für realistische Malerei - unter der künstlerischen Leitung von Ewa Kwasniewska und später Czeslaw Fojcik in Essen zu nehmen.
Meine künstlerische Entwicklung vollzog sich über meinen Anspruch, der Realität zeichnerisch und malerisch so nahe wie möglich zu kommen, um mir dadurch die Freiheit zur Abstraktion nehmen zu können. Nur dadurch, dass ich das Gefühl bekam, der Realität auf der Leinwand gewachsen zu sein, konnte ich es mir gestatten, Abstraktion als Mittel der künstlerischen Freiheit zu verwenden.
Eine der prägendsten Momente in diesem Prozess hat mir das Buch „Gespräche mit Francis Bacon „ von David Sylvester geschenkt. Francis Bacons Ausführungen zum Thema „gesteuerter Zufall“ waren für mich ein ganz neuer Ansatz Bilder entstehen zu lassen. Den Zufall auf eine Art zu nutzen, der das kontrollierte Malen durch seine Spontanität bereichert, war ein großer Schritt in meiner Entwicklung. Insbesondere da mein Berufsleben als Steuerberaterin mir völlig gegensätzliche Fähigkeiten abverlangt.
Als Gegenentwurf zu meiner rationalen, analytischen und systematischen Arbeitsweise als Steuerberaterin ist die Malerei als eher spontanes, zuweilen chaotisches und eben mit der Legitimation manches dem Zufall überlassen zu dürfen, eine enorme Bereicherung. Aktuell führt mein Weg mich weiterhin über die handwerkliche Verbesserung bei gleichzeitig zunehmendem Mut zur Abstraktion und der Freiheit in der Gestaltung.
Gemälde, so realitätsnah sie auch sein mögen, sind immer eine individuelle Interpretation der Realität des Malers. Der Versuch, realistischen Bildern die künstlerische Kreativität abzusprechen zeugt meiner Meinung von einem eher begrenzten Verständnis von Kunst.
Das Wort Kunst (lateinisch ars, griechisch téchne ) bezeichnet im weitesten Sinne jede entwickelte Tätigkeit, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition gegründet ist. Im engeren Sinne werden damit Ergebnisse gezielter menschlicher Tätigkeit benannt, die nicht eindeutig durch Funktionen festgelegt sind ( Wikipedia )
Meine Bilder
Meine Arbeiten entspringen jeweils meinen momentanen Bedürfnissen, somit gibt es weder Ziel, noch Motto, noch eine beständige Philosophie, die diesen Werken übergeordnet ist.
Ich möchte auch gar nicht viel über die Hintergründe der Entstehung meiner Bilder preisgeben, da es mir viel wichtiger ist, dass bei dem Betrachter ein ganz eigenes Kopfkino in Gang gesetzt wird und sich eigene Emotionen entwickeln. In meinen Bilder eintauchen, Geschichten entstehen lassen oder sich wegträumen, ist eine so dringend benötigte Möglichkeit, dem häufig allzu lauten und hektischen Alltag ruhige Momente entgegenzusetzen. Und für manchen Betrachter sind meine Bilder vielleicht auch einfach "nur“ schön und alleine deswegen eine Bereicherung im Leben.
Möge jeder Betrachter seinen eigenen Stimmungen und Assoziationen, die meine Bilder auslösen, nachspüren und genießen.
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