Kunstwissen: Documenta

Documenta Geschichte 15 Zukunft Ausblick Kunstmesse

Die Documenta ist die weltweit bedeutendste Ausstellungsreihe für zeitgenössische Kunst. Sie findet alle fünf Jahre statt und dauert jeweils 100 Tage. Die erste Documenta wurde 1955 in Kassel veranstaltet und hat seitdem einen langen Weg zurückgelegt, um eine wichtige Rolle im internationalen Kunstbetrieb zu spielen. Die aktuellste Ausgabe, die Documenta 15, fand vom 18. Juni bis zum 25. September 2022 statt. In diesem Artikel werden wir die Geschichte der Documenta, ihre Entwicklung und ihren Einfluss auf die Kunstwelt sowie die Zukunftsperspektiven dieser bedeutenden Veranstaltung betrachten.

Die Anfänge der Documenta (1955-1968)

Documenta 1 (1955)

Die erste Documenta fand vom 16. Juli bis zum 18. September 1955 statt und wurde von Arnold Bode und Werner Haftmann ins Leben gerufen. Sie verfolgte das Ziel, die während der nationalsozialistischen Zeit verfemte und vertriebene Avantgarde-Kunst nach Deutschland zurückzuholen und der Bevölkerung die als "entartet" diffamierte klassische Moderne sowie jüngere Werke näherzubringen. Die Ausstellung präsentierte 148 Künstler und zog etwa 130.000 Besucher an.

Documenta 2 (1959)

Die zweite Ausgabe der Documenta fand vom 11. Juli bis zum 11. Oktober 1959 unter der Leitung von Arnold Bode und Werner Haftmann statt. Sie präsentierte 339 Künstler und zog etwa 134.000 Besucher an. Diese Ausgabe der Documenta konzentrierte sich auf die Kunst der Nachkriegszeit und der Gegenwart und setzte sich aktiv für die abstrakte Kunst ein.

Documenta 3 (1964)

Die dritte Documenta fand vom 28. Juni bis zum 6. Oktober 1964 statt und wurde erneut von Arnold Bode und Werner Haftmann geleitet. Sie präsentierte 353 Künstler und zog etwa 200.000 Besucher an. Die dritte Ausgabe konzentrierte sich auf traditionelle Kunstgattungen wie Malerei, Skulptur und Grafik sowie die Vorherrschaft der abstrakten Kunst.

Documenta 4 (1968)

Die vierte Ausgabe der Documenta fand vom 27. Juni bis zum 6. Oktober 1968 statt und wurde von Arnold Bode und einem Documenta-Rat geleitet, der die Teilnehmer auswählte. Die Ausstellung präsentierte 150 Künstler und zog etwa 207.000 Besucher an. Diese Ausgabe der Documenta war geprägt von heftigen Kontroversen, die sich um die künstlerische Ausrichtung und die Zukunft der Veranstaltung drehten.

Die Entwicklung der Documenta (1972-2007)

Documenta 5 (1972)

Die fünfte Documenta fand vom 30. Juni bis zum 8. Oktober 1972 statt und wurde von Harald Szeemann geleitet. Sie präsentierte 222 Künstler und zog etwa 220.000 Besucher an. Die Documenta 5 war eine wichtige Zäsur in der Geschichte der Veranstaltung, da zum ersten Mal ein allein verantwortlicher künstlerischer Leiter berufen wurde, der ein programmatisches Konzept mit dem Titel "Befragung der Realität – Bildwelten heute" entwickelte.

Documenta 6 (1977)

Die sechste Ausgabe der Documenta fand vom 24. Juni bis zum 2. Oktober 1977 statt und wurde von Manfred Schneckenburger geleitet. Sie präsentierte 623 Künstler und zog etwa 355.000 Besucher an. Die Documenta 6 setzte die Ausweitung des Kunstbegriffs fort und präsentierte erstmals Film, Fotografie und Video als Kunstformen.

Documenta 7 (1982)

Die siebte Documenta fand vom 19. Juni bis zum 28. September 1982 statt und wurde von Rudi Fuchs geleitet. Sie präsentierte rund 500 Künstler und zog etwa 378.000 Besucher an. Die Documenta 7 konzentrierte sich auf die Malerei und Skulptur der 1980er Jahre, wobei auch andere Kunstformen wie Performance und Fotografie vertreten waren.

Documenta 8 (1987)

Die achte Ausgabe der Documenta fand vom 12. Juni bis zum 20. September 1987 statt und wurde von Manfred Schneckenburger geleitet. Sie präsentierte etwa 150 Künstler und zog rund 475.000 Besucher an. Die Documenta 8 legte ihren Schwerpunkt auf die Kunst der 1980er Jahre und setzte sich mit politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Themen auseinander.

Documenta 9 (1992)

Die neunte Documenta fand vom 13. Juni bis zum 20. September 1992 statt und wurde von Jan Hoet geleitet. Sie präsentierte rund 190 Künstler und zog etwa 600.000 Besucher an. Die Documenta 9 konzentrierte sich auf die Kunst der 1990er Jahre und setzte sich mit Themen wie Identität, Kultur und Globalisierung auseinander.

Documenta 10 (1997)

Die zehnte Ausgabe der Documenta fand vom 21. Juni bis zum 28. September 1997 statt und wurde von Catherine David geleitet. Sie präsentierte etwa 120 Künstler und zog rund 630.000 Besucher an. Die Documenta 10 setzte ihren Schwerpunkt auf die Kunst der 1990er Jahre und verknüpfte politische und gesellschaftliche Themen und erhob dabei den Anspruch einer globalisierten Betrachtungsweise.

Documenta 11 (2002)

Die elfte Documenta fand vom 8. Juni bis zum 15. September 2002 statt und wurde von Okwui Enwezor geleitet. Sie präsentierte etwa 100 Künstler und zog rund 650.000 Besucher an. Die Documenta 11 konzentrierte sich auf die Kunst des 21. Jahrhunderts und zog dabei einen Schlussstrich unter die Kunstbetrachtung aus europäisch-atlantischer Sicht. Die Berufung des Afroamerikaners Okwui Enwezor zum documenta-​Leiter hatte diesen erklärten Willen, die Kunst der Welt aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten, zum Ausdruck gebracht.

Documenta 12 (2007)

Die zwölfte Ausgabe der Documenta fand vom 16. Juni bis zum 23. September 2007 statt und wurde von Roger M. Buergel und Ruth Noack geleitet. Sie präsentierte etwa 100 Künstler und zog rund 750.000 Besucher an. Die Documenta 12 konzentrierte sich auf die Kunst des 21. Jahrhunderts und setzte sich mit Themen wie Globalisierung, Identität und gesellschaftlicher Wandel auseinander.

Jüngere Documenta-Ausgaben (2012-2022)

Documenta 13 (2012)

Die dreizehnte Documenta fand vom 9. Juni bis zum 16. September 2012 statt und wurde von Carolyn Christov-Bakargiev geleitet. Sie präsentierte rund 300 Künstler und zog etwa 860.000 Besucher an. Die Documenta 13 konzentrierte sich auf die Kunst des 21. Jahrhunderts und setzte sich mit Themen wie Natur, Kultur und gesellschaftlicher Wandel auseinander.

Documenta 14 (2017)

Die vierzehnte Ausgabe der Documenta fand vom 10. Juni bis zum 17. September 2017 in Kassel und vom 8. April bis zum 16. Juli 2017 in Athen statt. Sie wurde von Adam Szymczyk geleitet und präsentierte rund 1500 Aussteller. Die Documenta 14 hat als "Kontinuum ästhetischer, ökonomischer, politischer und sozialer Experimente" (Szymczyk) an zwei Orten stattgefunden, da die Welt nicht (mehr) nur von einem einzigen Standort aus erklärt, kommentiert und erzählt werden könne.

Documenta 15 (2022)

Die fünfzehnte Documenta fand vom 18. Juni bis zum 25. September 2022 statt und wurde von dem indonesischen Kollektiv Ruangrupa geleitet. Die Documenta 15 wurde erstmals von einem Kollektiv kuratiert: Das neunnköpfige Team von Ruangrupa hat seinerseits diverse Künstlergruppen aus aller Welt eingeladen. Doch Antisemitismusvorwürfe überschatteten diese Ausgabe der Documenta.

Ausblick und Zukunft der Documenta

Die Documenta hat sich im Laufe ihrer Geschichte stets weiterentwickelt und ihre Bedeutung im internationalen Kunstbetrieb kontinuierlich ausgebaut. Mit jeder Ausgabe spiegelt sie den jeweiligen Stand des kunsttheoretischen Diskurses wider und setzt neue Maßstäbe in der Inszenierung von Kunst. Die Zukunft der Documenta ist daher eng mit der Entwicklung der zeitgenössischen Kunst und ihrem gesellschaftlichen Impact verbunden.

In den kommenden Jahren und Ausgaben wird die Documenta weiterhin als Plattform für neue künstlerische Positionen und innovative Ausstellungsformate dienen. Dabei wird sie sich auch weiterhin mit global relevanten gesellschaftlichen Fragestellungen auseinandersetzen und den kulturellen Diskurs bereichern. Die Documenta wird somit ihren Weg als wichtige Instanz der zeitgenössischen Kunst fortsetzen und ihren Einfluss auf die Kunstwelt weiter ausbauen.

Zusammenfassung

Die Documenta ist die weltweit bedeutendste Reihe von Ausstellungen für zeitgenössische Kunst. Seit der ersten Ausgabe im Jahr 1955 hat sie sich stetig weiterentwickelt und ihren Einfluss auf die internationale Kunstszene ausgebaut. Mit jeder Ausgabe spiegelt die Documenta den jeweiligen Stand des kunsttheoretischen Diskurses wider und setzt neue Maßstäbe in der Inszenierung von Kunst. Die Zukunft der Documenta ist eng mit der Entwicklung der zeitgenössischen Kunst und ihrem gesellschaftlichen Impact verbunden. In den kommenden Jahren und Ausgaben wird die Documenta weiterhin als Plattform für neue künstlerische Positionen und innovative Ausstellungsformate dienen, den kulturellen Diskurs bereichern und ihren Einfluss auf die Kunstwelt weiter ausbauen.



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